Hopfenjünger Johannes besucht das Kloster Mallersdorf mit der einzigen bierbrauenden Nonne der Welt: Schwester Doris. Eine Geschichte von frischem bestem Bier und flotten Sprüchen.
Man fährt herein ins niederbayerische Mallersdorf und sieht die Klosterkirche hoch oben über dem Dorf thronen. Der Hopfenjünger hat Durst. Hier im Kloster Mallersdorf wird noch gebraut wie anno dazumal. Chefin der Brauerei ist Schwester Doris. Als Walburga Engelhard kam sie 1949 im Fränkischen zur Welt. Vielleicht rührt ihr Talent zum Brauen daher. Aber auch mit 75 Jahren verrichtet sie noch ihr Tagwerk und deswegen ist sie auch sofort in der Brauerei anzutreffen.
Der Hopfenjünger hat sich natürlich schon vorher zwei Bier genehmigt im Klosterbräustüberl, das allerdings nicht direkt vom Kloster betrieben wird, sondern von einem Pächter. Dazu später mehr. Es gibt – so wird es einem gesagt: Helles vom Fass und Zoigl aus der Flasche. Natürlich wird beides ausprobiert. Beide Biere überzeugen durch einen phantastischen Geruch frischen Getreides. Sehr intensiv strömt einem dieser hellmalzige, weißbrotartige Duft in die Nase, allein das ist schon Weltklasse. Im Stüberl sind beide Biere unfiltriert und trüb – das Bier vom Fass nahezu ungespundet, was aber eigentlich nichts macht, da das Bier einen starken Charakter aufweist. Wer oberfränkische Ungespundete kennt, hat damit kein Problem. Die niedrige Kohlensäure erleichtert den Trinkfluss. Darauf später angesprochen reagiert Schwester Doris unwirsch. Ob der Hopfenjünger denn das Fass selbst angeschlossen hat? Hat er natürlich nicht. Wir nehmen es vorweg: Das Helle ist selbstverständlich glänzend Gold und klar, also filtriert, wie es sich für ein bayerisches Helles gehört. Das erfahren wir aber erst zu Hause, nachdem wir eine in der Brauerei gekaufte Flasche Vollbier Hell verkosten. Was ist also passiert? Im Stüberl zapfen sie fälschlicherweise das unfiltrierte Zoigl und nicht das Helle, leider offensichtlich mit CO2 schlecht eingestellt. „Wer nichts wird, wird Wirt“ kommentierte Schwester Doris, die um keinen kecken Spruch verlegen ist. Eine kleine UntappD-Recherche zeigt, dass es auch anderen Bierfreunden so ergangen ist, somit leider kein Einzelfall. Also liebe Bräustüberl-Pächter: Zapfanlage neu einstellen und Helles und Zoigl nicht verwechseln!
„Ich komm mir schon manchmal vor wie ein Affe im Zoo!“ bemerkte Schwester Doris den Wunsch des Hopfenjüngers, ob er denn mit ihr ein Foto machen könne. Aber abgeschlagen hat sie ihm ihren Wunsch nicht. Schwester Doris ist nämlich eine überaus freundliche und redselige Dame. Hopfenjünger Johannes sieht sich suchend nach einem Menschen um, der das Foto machen könnte. „Dann machens halt a Selfie“ raunt die 75-jährige den Influenzer an. Gesagt getan. Nachdem der Fehler des Braustüberls aufgeklärt ist, empfiehlt die Ordensfrau dem kauffreudigen Autor dieses Artikels auch noch das aktuelle Saisonbier – ein Jubiläumsbier „500 Jahre Reinheitsgebot“. Natürlich hatte Johannes auch Geschenke dabei – eine Kostprobe von orca brau aus Nürnberg. „Ist des dieses Craftbeer?“ Freude sieht anders aus. Wer mehr über Schwester Doris erfahren möchte, dem sei der Bayern-Podcast „Hock di her“ empfohlen.
Kloster Mallersdorf – Vollbier Hell
Dieses Bier ist einerseits unverkennbar ein bayerisches Helle, andererseits aber vom Charakter und Intensität kaum vergleichbar mit allen anderen, die wir bisher verkostet haben. Die Frische und die intensive Getreidearomatik ist grandios. Das liegt ganz sicher daran, dass das Bier nicht thermisch haltbar gemacht wird. Außerdem ist dieses Bier ordentlich gehopft mit einer präsenten Bittere, die dann subtil zum Weitertrinken anregt.
Farbe: Gold, klar, nicht glanzfein – brutal intensive Getreidenase – getreidig süßlicher Antrunk, Weißbrot, präsente kräutrige Bittere.
Kloster Mallersdorf – Zoigl
Auch wenn dies kein echtes Zoigl-Bier ist (aufmerksame Hopfenjünger-Jünger werden in Kürze die Hopfenjünger bei ihrer anstehenden Zoigl-Tour in der Oberpfalz verfolgen können) ist auch dieses Bier ein Weltklasse-Lager. Die Farbe ist ähnlich zum Vollbier Hell, allerdings unfiltriert, also opal bis trüb. Zu den tollen malzigen Aromen gesellt sich hier noch ein hefiger Geruch und Geschmack, so dass wir hier schon sehr nah an den Kellerbieren sind, die wir aus Oberfranken kennen. Locker kann Schwester Doris hier in der Liga der besten Biere aus dem Bamberger Umland mitspielen.
Kloster Mallersdorf – Jubiläumsbier
Dieses Bier ist der pure Wahnsinn: Die Bierfarbe ist nun ein wenig mehr orange, die Karamalze lassen grüßen, auch unfiltriert duftet es natürlich auch wieder intensiv getreidig, aber die Assoziation einer gerade geöffneten Packung Brandt Zwieback lässt sich nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Im Geschmack zeigt sich dann ebenfalls dieses Karamellbild, es kommt sogar geradezu herzhaft daher wie geröstete Maronen. Natürlich darf auch hier eine präsente Bittere nicht fehlen. Das Bier ist göttlich süffig. Darf man das so sagen? Entschuldigung liebe Schwester Doris.
Man kann nicht verstehen, dass ein Kloster, das so starkes Bier hat, Mangel an Nachwuchs hat. Schwester Doris hat nämlich berichtet, dass es keine Nonne gibt, die jünger als 40 ist. Wahrscheinlich ist das Klosterleben aus der Zeit gefallen. Hoffentlich fällt das Brauen dieser Biere niemals aus der Zeit.