Das Frankenland ist berühmt für seine Biere. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Gefühlt in jedem Dorf gibt es noch eine Brauereigaststätte. Bierwanderwege schlängeln sich durchs Land und mit ihnen Horden von Männergruppen. Für uns Hopfenjünger stand aber unabhängig von jedweden offiziellen Bierwanderrouten vor allem ein Ort im Mittelpunkt unseres Interesses: Hallerndorf.
Auf halber Strecke gelegen zwischen Bamberg und Erlangen gibt’s in Hallerndorf und seinen zugehörigen Ortsteilen mehrere Brauereien, die bereits unser waches Interesse geweckt hatten: Als erstes Rittmayer, uns bekannt durch seine Rauchbierbombe Smokey George, dann der „Bierkünstler“ Gänstaller, und ganz nebenbei Witzgall, laut Ratebeer mit dem besten Kellerbier der Welt. Und das ist noch nicht alles an Hallerndorfer Brauereien. Es gibt noch das Brauhaus am Kreuzberg, Lieberth und Roppelt. Nun, jetzt wird offensichtlich: Die Hopfenjünger waren in Hallerndorf sehr richtig.
Also besuchten wir als erstes die Brauerei Rittmayer. Vielen Dank an dieser Stelle an Georg Rittmayer für die freundliche und informative Brauereiführung. Der Chef des Hauses ließ sich nicht nehmen, mit uns seinen letzten mit Polaris gestopften Hellen Bock zu genießen. Rittmayer stellt vielleicht eine Ausnahme dar: Seit 2012 hat Rittmayer quasi auf der „grünen Wiese“ direkt vorm Ort seine neue moderne Brauerei. Zwei 50 Hl-Sudwerke, ein eigenes Abfüllzentrum mit Kapazitäten für andere Brauereien und eine Wasseraufbereitung, um das ortsansässige harte Wasser weicher verbrauen zu können. Trotzdem treibt nicht moderne Technik Georg Rittmayer um. „Ich will spannende Biere machen!“ Keine Frage, die gibt’s hier.
Bestes Kellerbier der Welt?
Wenn Hopfenjünger reisen, ist nicht nur gutes Wetter garantiert, sondern auch Ratebeer weist uns den Weg. Laut eben dieser Bier-Bewertungsplattform gibt es in Hallerndorf das beste Kellerbier der Welt. Unscheinbar im Hallerndorfer Ortsteil Schlammersdorf gelegen, steht hier nun das Gasthaus Witzgall. Hier prangt noch Franz-Josef Strauß vom Steinkrug eines Gastes. Freundlichkeit ist anderswo eine Tugend, aber hier gibt’s für unschlagbare 1,80 EUR einen halben Liter leckeres fränkisches Kellerbier. Ob es das beste der Welt ist, wissen wir nicht, aber schön war es auch hier trotzdem.
Komm, wir gehen auf den Keller!
Was? Auf den Keller? In Hallerndorf geht man nicht in den Biergarten, man geht „auf den Keller“. Früher, bevor es die moderne Kühltechnik gab, mussten Brauereien ihr Bier in Kellern lagern. Dort konnte man mit Eis ganzjährig tiefe Temperaturen gewährleisten. Die Hallerndorfer Brauer mussten ihr ganzes Bier also zu den Kellern zum Kreuzberg hinauf bringen – beschwerliche Arbeit. Was liegt da näher, als auch dort dann Bier auszuschenken. Die Keller werden heute nicht mehr genutzt. Auf den Kellern gibt’s aber immer noch Bier, und mitten im Wald neben der Wallfahrtskirche gelegen, ist das ziemlich gemütlich dort oben auf den Kellern. Die Brauerei Friedel aus dem Ortsteil Schnaid ist sogar ganz zum Kreuzberg übergesiedelt und firmiert dort als Brauhaus am Kreuzberg.
Ebenso am Kreuzberg vertreten: Roppelt, Rittmayer und Lieberth. Lieberth hat in Hallerndorf selbst noch einen Dorfkeller. Und was dort an diesem Freitag Abend los war: unglaublich! Wir fanden heraus, dass hunderte Gäste sogar z.T. aus Erlangen extra hierher kommen, um frisches Lieberthbier und fränkische Spezialitäten zu genießen. Wenn sogar die Franken hierher ihre Ausflüge hin machen, dann waren auch wir hier hopfenrichtig. Wir schlossen uns also an und waren begeistert von der gastronomischen Qualität und dem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis. Das Kellerbier von Lieberth zeigt womöglich am besten, warum hartes Wasser und helles Bier sehr wohl funktioniert. Es ist einfach etwas stärker gehopft. Es ist vielleicht nicht rund und weich, dafür aber hopfig grasig und hintenraus angenehm bitter, wonach sich unsere Craftbier-geschulten Kehlen sehnen.
Im Ortsteil Schnaid in der ehemaligen Brauerei Friedel braut Andreas Gänstaller seine Biere. Vor allem in Italien und in den Niederlanden steht man auf seine innovativen Kreationen. Wir Hopfenjünger hatten Gänstaller 2015 auf dem Borefts-Bierfestival in den Niederlanden kennen und sein Bier lieben gelernt. Ihn zu besuchen, war uns eine besondere Freude. Die Brauerei „aus zweiter Hand“ ist mitnichten hochmodern. Viel muss Gänstaller noch von Hand machen und deswegen sind seine Biere im wahrsten Sinne des Wortes Craftbier. Gänstaller braut ausschließlich untergärige Biere, was ihn nicht davon abhält, mal einen Weizenbock, ein Stout oder ein rauchiges India Pale Lager zu brauen. Über Andreas Gänstaller und seine Brauerei erfahrt Ihr demnächst mehr hier auf hopfenjünger.de.
Nun, nach dieser Rundreise der Hallerndorfer Brauereien, die über die verschiedenen Ortsteile verteilt sind, haben wir nicht nur tolle Biere kennen gelernt und sehr gut gegessen, wir sind auch nebenbei 16 km gewandert. Wer braucht da schon eine offizielle Wanderroute, wenn in einer Gemeinde so viele spannende Brauereien unterschiedlichster Prägung aufwarten? Hallerndorf und jede seiner Brauereien sind einen Besuch wert. Die Hopfenjünger werden wieder kommen!
Alle Fotos: Alexander Fiegen (alias Hopfenjünger „Figograf“)