Wie Johannes bereits im Schönramer Artikel erwähnt hat, haben wir uns letzten Samstag getroffen, um mal wieder gemeinsam mit ein paar Kumpels unserem Hobby zu frönen. Ein Tastingabend im kleinen Kreise stand an (meine Wenigkeit, Johannes, Basi und Figo – dem erneut der Dank für die Fotos gebührt!). Neben ein paar dicken Imperial Stouts gab es auch das ein oder andere leichtere Bier für zwischendurch und sensationelles Essen. Ein kleines Resümee der Höhepunkte.
Direkt zu Beginn des Abends gibt‘s einen hopfigen Wachmacher: Der Ratsherrn Matrosenschluck, ein Weizen IPA mit Orangenschale, macht den Anfang und kann direkt überzeugen. Volle Orange in der Nase und ausgeprägte Weizennoten erinnern entfernt an Bayrisch Nizza oder Tap5 – es gibt schlechtere Assoziationen. Süffig geht es runter, so kann man starten. Danach wird es abenteuerlich mit dem Killer Cucumber Ale von Steamworks aus Kanada. Ein Gurkenbier im wahrsten Sinne des Wortes – mit echter Gartengurke gepimpt. Und genau so riecht und schmeckt es auch: Nach Gurke. Etwas Süße und eine leichte Herbe gesellen sich hinzu, viel mehr passiert nicht. Als Experiment sicher ganz nett, nochmal bräuchte ich das eher nicht. Johannes hingegen freut sich einen Ast ab und ruft beinah das Jahrzehnt des Gurkenbieres aus – wie unterschiedlich die Geschmäcker doch sind.
Zwei bittere Vertreter betreten den Ring: Coronados Islander IPA (leider zu alt) und das Bitter 58 von Rittmayer. Offenbarungen sind das beileibe nicht, schlechte Biere aber auch nicht. Dem Islander fehlt es an Frische, dem Bitter 58 an etwas mehr Balance – hier ist der Name Programm. Kein Grund zum traurig sein, weiter geht’s vor der Essenspause mit einem kleinen Blindtest. Das legendäre, mittlerweile massenhaft produzierte Pilsner Urquell hab ich für die Jungs mitgebracht – mal sehen, wie es sich ohne Vorurteile jeglicher Art bei ihnen schlägt. Stil direkt als Pils erkannt, was zu erwarten war. Dann beginnen die Diskussionen: Ist das ein Industrie- oder ein Craftbier? Aus Deutschland? Wie viel Alkohol ist drin? Nach und nach schmecken sich die Herrschaften vor, der Name Pilsner Urquell fällt gar zwischendrin, wird aber wieder fallengelassen. „Irgendwas zwischen Craft und Industrie, auf jeden Fall recht lecker“ ist am Ende der Konsens. Kann man so stehen lassen. Blindtests sind immer noch die ehrlichste Art, Biere zu bewerten.
Dann gibt es Essen. Testweise haben wir bei Otto Gourmet, einem renommierten Fleischhändler, ein paar American Chuck Short Ribs bestellt. Vorgesmoked und gegart sind sie bereits, es geht nur noch zum Aufwärmen in den Ofen. Convenience Food im Ultra-Highend-Bereich quasi. Das Fleisch an sich ist nicht weniger als eine Sensation. Schöne Fettmaserung, ultrazart, saftig, leichte Raucharomen und etwas BBQ-Flair durch den herzhaften Rub kommen hinzu. Es wird nicht die letzte Bestellung bei Otto Gourmet gewesen sein. Selbstgemachte Pommes und Mayo ergänzen das Fleisch vorzüglich, so macht Essen Spaß. Und hätten wir uns vorweg nicht den Wanst mit vorzüglicher Salami und gutem Schinken zu rustikalem Brot vollgestopft, so wäre das Ganze auch besser zu schaffen gewesen. Aber wir kämpfen und halten durch. Alle Teller leer geputzt, übrig bleiben nur noch die Knochen.
Langsam wird’s dunkel. Und das nicht nur draußen vor der Tür. Mittlerweile ist es deutlich nach 22 Uhr und an der Zeit für den eigentlichen Anlass dieses Abends: Imperial Stouts. Das Schönramer Imperial Stout Sortiment macht den Anfang, dazu hat Johannes bereits alles gesagt – tolle Biere. Danach wird es noch alkoholischer: Prairie Artisan Ales Bomb! steht auf dem Programm. Ein Imperial Stout aus den USA mit Vanille, Kaffee, Kakao, Chili und lockeren 13 Umdrehungen. Der Name des Bieres passt wunderbar – röstige Kaffeenoten, ein ausgeprägtes Chiliaroma und süße Vanille bombardieren die Nase. Am Gaumen dunkle Schokolade, brauner Zucker, Kaffee und eine genial eingebundene Schärfe. Etwas cremiger könnte es sein, nichtsdestotrotz äußerst interessant und lecker. Das darauffolgende Bier spaltet dann die Meinungen am Tisch. Emelisse Imperial Stout Moine Barrel Aged. Die schottische Brauerei Bunnahabhain (bitte dreimal hintereinander laut aussprechen) zeichnet sich für den Moine Whisky verantwortlich, einen torfigen Vertreter, in dessen Fässern nun das Imperial Stout von Emelisse lagern durfte. Was dabei rauskommt, ist beachtlich: Ein tiefschwarzes, torfiges, jodiges und kaffeelastiges Ungetüm, das gleichermaßen auf Ablehnung als auch Interesse stößt. Ein Polarisier-Bier eben. Riechkolben und Gaumen zeigen mittlerweile deutliche Abnutzungserscheinungen. Wir schieben noch Hr Frederiksen von Amager Bryghus aus Dänemark hinterher – klassisches, röstiges, bitteres Imperial Stout. Passt.
Zum Abschluss ist uns dann tatsächlich nach etwas Leichtem: Lindeman‘s Faro umspielt den Gaumen mit einer Limonaden-ähnlichen Süße und leichter Säure. Erfrischend und gut trinkbar, aber auch recht schnell wieder vergessen. Ganz im Gegensatz zu diesem Abend: Mal wieder war es ein sensationelles Fest, eine Achterbahnfahrt durch die Welt der Biere gespickt mit glorreichen Diskussionen und rundum guter Stimmung im Hause Hopfenjünger. So lässt es sich leben. Bis zum nächsten Mal!
alle Fotos: Alexander Fiegen (alias Hopfenjünger „Figograf“)