Wem ist nicht das berühmte Lied von Paul Kuhn aus dem Jahre 1965 bekannt, in dem der fast schon bemitleidenswerte Protagonist sein Schicksal beklagt, dass er seine Verlobte nicht heiraten kann, da sie die Flitterwochen unbedingt auf Hawaii verbringen möchte? Das Problem liegt nämlich auf der Hand: es gibt kein Bier auf Hawaii und zu heiß ist es dort zudem auch noch. Wenn sie allerdings mit ihm nach Pilsen fahren würde, dann würde er sie heiraten. Hätte dieser leidgeprüfte Zeitgenosse gewusst, dass es unser liebstes güldenes Genussgetränk auch auf der fernen Insel im Pazifik gibt, wie wäre seine Entscheidung dann wohl ausgefallen?
Die Insel Hawaii ist eigentlich eine Inselkette, die im Pazifischen Ozean liegt, und seit dem Jahre 1959 als 50. Bundesstaat zur USA zählt. Sie wurde durch Vulkane geformt, da sie im sogenannten „Ring of Fire“ liegt. Die Inseln gehören zum polynesischen Kulturraum, somit wird es geographisch nicht dem amerikanischen Kontinent, sondern als ein Teil Polynesiens, der kontinentalen Inselwelt Ozeaniens, zugeordnet. Durch die Lage der Insel ist auf Hawaii nicht nur die eigene polynesische Kultur vorzufinden, sondern auch asiatische und nordamerikanische Einflüsse sind hier vorhanden. Einer dieser kulturellen Einflüsse ist sicherlich das Brauhandwerk, welches seinen Weg auf die Insel fand.
Eine dieser Brauereien ist die Kona Brewing Company. Gegründet wurde Kona Brewing im Jahre 1994 und ist eine der bekanntesten Craft-Breweries der hawaiianischen Region mit Sitz auf der Hauptinsel in Kailua-Kona. Allerdings muss hier die Frage erlaubt sein, ob es sich bei diesem Bier aus Hawaii auch wirklich um ein Produkt von der Pazifikinsel handelt? Kona Brewing führt nämlich auch Braustätten auf dem amerikanischen Festland. Nach dem Beck’s-Urteil stand auch Kona Brewing kurzzeitig in der Diskussion, da sie in diesen Brauereien die hawaiianische Wasserstruktur mithilfe von Mineralzugaben nachahmen. Auch wenn das Bier nicht von Hawaii kommen sollte, so verkörpert es aber wohl die hawaiianische Braukunst. Für mich als Hopfenjünger stand auf jeden Fall fest, dass solch ein Trunk aus dem „Aloha State“ mal verkostet werden muss. Meine Wahl fiel auf das Castaway IPA von Kona Brewing – ein American India Pale Ale mit 6 % Alkohol und 65 Bittereinheiten. Dieses Bier ist eine Hommage an die hiesigen Seefahrer, welche früher zwischen den Inseln pendelten. Bei hawaiianisch anmutendem Sommerwetter wurde die Flasche geöffnet, auf der ein Relief schon ganz verheißungsvoll „Liquid Aloha“ in geschwungener Schrift verkündete.
Optik: Das Bier gibt sich im Glas mit einer orange-goldenen Farbe zu erkennen, die einem hellen Bernstein recht nahe kommt. Die beim Einschenken entstehende Schaumkrone fällt moderat aus und ist relativ feinporig. Außerdem ist eine geringe Trübung feststellbar und die Karbonisierung ist auf den ersten Blick recht gemäßigt.
Geruch: Kaum ist die Flasche geöffnet, strömt auch schon das Hopfenaroma und intensive Frucht entgegen. Diese kommen zunächst äußerst frisch rüber. Es duftet nach Zitrus, Aprikose, Mandarine und dezent Orange. Dazu gesellt sich dann noch ein Hauch von Pinie – das kam eher unerwartet, ist aber interessant.
Geschmack: Im Antrunk entfaltet es sich bitter-hopfig, etwas harzig und recht geschmeidig in der Struktur. Auch ein wenig Honig ist hier im Spiel. Es wirkt jedoch kurzzeitig etwas kantig. Nach einer gewissen Zeit ist es dann aber runder und relativ balanciert. Die Karbonisierung ist merkbar vorhanden, aber passend und überblendet die Aromatik nicht. Im Abgang wird es trocken, und die Bittere ist im Nachtrunk lang anhaltend nach hinten raus.
Fazit: Dieses IPA kann getrost jedem Hopfenfanatiker empfohlen werden. Auch wenn die eigentliche Herkunft ein wenig schleierhaft bleibt, entscheidend ist doch nach wie vor der Geschmack und nicht das Marketing. Ich für meinen Teil habe mit Freude in der untergehenden Sonne dieses leckere Gebräu genossen – mit den Gedanken weit weg auf dieser fernen Insel im Pazifik, umgeben von Palmen und Strand. Aloha und Prost!