Und wieder mal ist es soweit: Die Welt der Biere verschlägt mich nach Belgien und abermals wird es etwas saurer. Drie Fonteinen Oude Kriek (2014) steht auf dem Plan: Ein Frucht-Lambic mit 35% Kirschanteil. Fruchtfleisch und Kirschkerne werden dem Bier (junges Lambic) zugegeben, das dann mehrere Monate in Eichenfässern reift, bevor es in Flaschen abgefüllt wird und dort nochmals einige Monate nachgärt. Hört sich gut an, ab geht’s ins Glas.
Ein intensiv leuchtendes Rot strahlt mir entgegen, fast schon wie ein aufgehellter Rotwein erscheint das Drie Fonteinen Oude Kriek. Der leicht pinke Schaum verfliegt binnen Sekunden. Sonderlich viel Kohlensäure hat es nicht, die Karbonisierung ist nach den optischen Eindrücken niedrig bis mittel.
Der Geruch hält, was der Name des Bieres verspricht: Sehr kirschig, vorwiegend strömen mir Düfte von Amarena-Kirschen und eine dezente Säure entgegen. Doch da ist noch mehr: Typische „muffige“ Noten (im Englischen etwas appetitlicher klingend mit „funky“ umschrieben), die spontanvergorene Biere in der Regel auszeichnen, sind ebenso vorzufinden wie Eiche, mineralische und gar minimal medizinische Anklänge, die mich zunächst etwas verwirren, aber nicht unbedingt unpassend daherkommen. Etwas intensiver hätte ich es mir sogar vorgestellt, nichtsdestotrotz ein Auftakt nach Maß.
Der Antrunk bleibt zunächst etwas zurückhaltend, aber als das Bier allmählich an Temperatur gewinnt, entfaltet sich seine hohe Qualität auf äußerst überzeugende Weise: Bisher ist mir noch kein Frucht-Lambic untergekommen, das derart starke Kirschnoten (spezifischer: Kirschkernnoten!) aufweist. Als würde man zig Kirschkerne gleichzeitig lutschen. Leicht herb, etwas holzig, intensiv kirschig und angenhem trocken. Die Säure ist recht stark ausgeprägt, aber noch im Rahmen. Rotwein, Eiche, Himbeere und Zitronensaft kommen mir noch als Assoziationen in den Sinn. Je länger ich trinke, desto besser schmeckt es – so sollte es im besten Falle sein. Lediglich die Karbonisierung ist mir persönlich einen Tick zu schwach.
Insgesamt gibt’s aber wenig zu meckern: Das Drie Fonteinen Oude Kriek ist ein sehr leckeres Frucht-Lambic, das mich zu Beginn etwas überfordert, aber nach und nach fasziniert und zuweilen auch begeistert hat. Einsteigern in diesem Bereich würde ich aufgrund recht starker Säure nicht zwingend dazu raten, aber wer schon das ein oder andere Sauerbier genossen hat, wird hier bestens bedient. Sehr starke 4/5!