Helles ist ja auf dem Vormarsch. Hohe Drinkability, niedriger Trinkwiderstand – oder einfach gesagt: es ist süffig. Dass Helles nicht langweilig sein muss, beweist Blech.Brut mit seiner neuen 8-Bit-Serie. Blech.Brut aka. Atelier Vrai (bis vor kurzem noch Atelier der Braukünste) stehen in Deutschland für abgefahrene IPAs, vor allem New-England-IPAs der Spitzenklasse. Natürlich bietet man auch Stouts, Sauerbiere und vieles mehr an. Und jetzt gibt es eben die Lagerbiere unter dem Blech.Brut 8 Bit-Label, dazu das verpixelte Logo und schlichtes- aber chices Rautendesign, selbstverständlich in der 0,44 Literdose. Ja, neben den abgefahrenen, komplexeren Bieren gilt es auch den Trend der „easy drinking“-Biere zu bedienen. Dass die bei Blech.Brut dann eben trotzdem auf ihre Art abgefahren sind, versteht sich für die Macher Nico Döring und Benedikt Steger von selbst. Bastian Englschalk ergänzt: „Wir wollen Lagerbiere anbieten, die auf klassischen Rezepten basieren. Das sollen keine IPLs (Anm. d. Red.: India Pale Lager) sein, sie sollen lediglich einen modernen Touch bekommen.“
Bei IPLs wird ein untergäriges Bier eben ausgebaut und gehopft wie ein IPA. Nicht so die 8-Bit-Biere, welche bis jetzt neben zwei Kellerbieren (klassisch und Oak Aged), einem Pils Italian, also einem hopfengestopften Pils, zwei verschiedene Helle umfasst. Die beiden Hellen nehmen wir nun genauer unter die Lupe. „Helles Dry Hopped“ – ein hopfengestopfte Helle und das auf Eichholzchips gelagerte „Helles Oak Aged“.
„Helles Dry Hopped“ ist mit den Hopfensorten Strata und Wakatu (auch als Hallertau Aroma bekannt) gehopft und eben auch hopfengestopft. Letzteres bringt den modernen Touch und ein deutlich hopfigeres, fruchtigeres Aroma. Im Glas präsentiert sich das Bier strohblond und opal. Es duftet nach Zitrus, speziell Limone und Steinfrüchten, Pfirsiche kommen einem in den Sinn. Es schmeckt sehr grasig hopfig, Zitrusaromen ergeben einen sehr erfrischenden Eindruck, trotzdem schmeichelt eine angenehme vanillige Süße den Gaumen. Man denkt an Briochebrötchen, bevor im Abgang eine fein ausbalancierte Bittere den Geschmack abschließt.
Hopfengestopft und das Aroma des Eichholzes
Auch andere Brauereien bieten hopfengestopfte Lagerbiere an. Blech.Brut 8 Bit – Helles Dry Hopped bringt wie erwartet etwas mehr Hopfenkick mit ein. Es gelingt aber der Spagat, dass es nicht zu überfrachtet ist wie bei einem IPL. Der knackige Körper des Bieres bringt die oben beschriebene Süße mit, die man für ein zwischen Hopfeneindrücken und Malzsüße ausgewogenes fränkisches Bier benötigt. Blech.Brut-Gründer Benedikt ist ja Franke und die Biere werden im Lohnsud beim Brauhaus Binkert in Breitengrüßbach, direkt bei Bamberg, gebraut.
Beim „Helles Oak Aged“ greifen die Blechbrütler einen Trend auf, den es in den USA bei Oktoberfestbieren gibt. Oak Aged bedeutet nicht, dass diese Biere eichenfassgelagert sind, sondern sie werden auf Eichenholzchips gelagert. Das mindert die Infektionsgefahr, immerhin haben wir hier nur 5,3% Alkohol und die Biere sind nicht pasteurisiert und wenig gehopft. Das Bier ist ebenso wie das „Dry Hopped“ hell gelb, leicht opal, und duftet ebenso grasig frisch, dezent nach trockenem Eichenholz. Es kommt ein wenig vollmundiger daher, also einen Tick süßer, trotzdem grasig hopfig. Der Antrunk ist spritzig, das Hopfenaroma wirkt kräutrig und der Abgang ist ausgewogen bitter mit einer balancierten Eichennote. Nein, die Eichenchips drängen sich nicht auf, sondern sind sehr dezent verpackt und verleihen dem Bier einen beinah herzhaften Eindruck. Alles in Allem steht der Trinkgenuss und Trinkfluss an erster Stelle.
Dieses Lob muss man beiden Bieren verleihen. Ob „easy drinking“ – Süffigkeit oder niedriger Trinkwiderstand: Eigentlich will man gleich weitermachen. Und genau das soll ein gutes Helles – bei diesen Bieren nicht trotz, sondern auch wegen des modernen Touchs.
Blech.Brut 8 Bit – Helles Dry Hopped
Helles – 5,3 % Alk. / Bamberg, Oberfranken
Blech.Brut 8 Bit – Helles Oak Aged
Helles – 5,3 % Alk. / Bamberg, Oberfranken