Zur allgemeinen Verwirrung meldet sich heute hier Andreas von Treverer.com. Johannes Bericht findet ihr hier.
Nach dem ersten Beschnuppern beim Urban Beer Tasting auf einer Parkbank des Trierer Kornmarkts vor einigen Monaten war ein erneutes Treffen der Trierer Bierblogger längst überfällig. Von unserem Neujahrsurlaub in Zeeland hatte ich noch einige niederländische Biere im Keller, die ja auf Dauer meist auch nicht besser werden. Darunter waren auch acht unterschiedliche Biere der Jopen Brauerei aus Haarlem, die ich gerne mit Hopfenjünger Johannes und Kollege Willi verkostet habe. In der Bewertung waren wir uns meist einig, mein persönlicher Gewinner hat mich aber doch etwas überrascht.
Die acht vorliegenden Biere quer durch die Vielfalt an Bierstilen versprachen einen spannenden Abend, wobei ich dann doch etwas skeptisch war, ob die Qualität allerhöchsten Ansprüchen genügen würde. Spoiler vorweg: Wir waren vom Niveau der Jopen-Biere insgesamt durchaus angetan!
Vor der bierigen Reise in die Niederlande gab es allerdings noch ein Überraschungsschmankerl zu probieren. Johannes hatte stolz sein selbstgebrautes Porter Nigra mitgebracht und natürlich stürzten wir uns gleich auf die tiefdunkle Köstlichkeit. Nichts für Warmduscher, da ist ordentlich Wumms in der Flasche. Kräftig-bitter, volles Röstaroma, dabei aber mit vollem Körper und trotz einer gewissen Sperrigkeit verdammt gut trinkbar. Das hat „Hans van Hop“ wirklich gut gemacht und mich daran erinnert, dass unser schon lange geplanter neuer Brauversuch endlich mal in die Tat umgesetzt werden müsste!
Die Brauerei – „Crafting Divine Beer“
Jopen hat seinen Stammsitz in Haarlem, gelegen in der Provinz Nordholland, knapp 20 Kilometer westlich von Amsterdam. Man beruft sich auf die jahrhundertealte Brautradition in Haarlem, und nachdem zwei alte Rezepte im Archiv aufgefunden wurden, startete man mit dem Brauen historischer Biere. Das Koyt Gruitbier beruht auf einem Rezept aus dem Jahr 1407, für das Hoppenbier ist ein Rezept aus dem Jahr 1501 überliefert. Zunächst nahm sich die Stiftung Haarlemer Biergenossenschaft im Jahr 1992 der alten Brautradition an, vier Jahre später wurde mit Hilfe von Investoren Jopen B.V. gegründet. Der Name bezieht sich dabei auf eine besondere Fassform mit einem Fassungsvermögen von 112 Litern.
Gebraut wurde zunächst im Gypsy-Style in fremden Brauereien, darunter so klangvolle Namen wie De halve Maan, La Trappe oder Van Steenberge. Mit dem Erwerb einer säkularisierten Kirche im Jahr 2005, später Jopenkerk genannt, bekam die Brauerei eine echte Heimat, die Ende 2010 offiziell eröffnet wurde. Neben der Brauerei befinden sich dort nun ein Café und ein Restaurant. Da muss ich mal hin!
Die Biere
Hier die Biere im Überblick in der Verkostungsreihenfolge (Bewertung in Viertelschritten bis fünf)
Hoppenbier
Vorne leicht süß, hinten schlägt die Hopfenbittere zu. Die immerhin knapp 7% Alkohol sind präsent, aber nicht störend. Das volle, intensive Mundgefühl überzeugt mich absolut! 4 Volksfeinde
Malle Babbe Weizen
Ein sehr leichtes Weizen. Der Saphir-Hopfen ist eher zurückhaltend, es entsteht aber ein sehr weicher, harmonischer Gesamteindruck. 3,25 Volksfeinde
Jacobus RPA – Roggen Pale Ale
Angenehme aber präsente Bitterkeit, der Roggen gibt einen kernigen Körper. 3,5 Volksfeinde
Mooie Nel IPA
Die volle Grapefruitdröhnung. Eine sehr schöne Variante des amerikanischen Stils, kraftvoll, dicht. 3,75 Volksfeinde
Koyt Gruitbier
Da fällt mir die Bewertung wirklich schwer, ein Grutbier kommt einem ja eher selten ins Glas. Bei meiner ersten Begegnung auf dem Festival der Bierkulturen 2015 hat mich ein Bier der Lahnsteiner Brauerei wirklich geschockt, das war ein heftiger Kräuterflash. Das Koyt Gruitbier wirkt nicht ganz so extrem. Kräuter, Süße, Malzigkeit, mir ist es sogar einen Tick zu süß. Bei aller Faszination, so richtig warm werde ich mit den Kräuterbieren nicht. Darauf einen Jägermeister! 3,5 Volksfeinde
Extra Stout
Das Bier kommt rauchig und trocken daher, ist aber von etwas schwächlicher Statur. Mir fehlt da definitiv etwas Gaumenfutter! 3,25 Volksfeinde
Oost Indië Porter
Ein sehr bitteres Bier mit vollem Röstaroma. Herausfordernd, aber lecker! 3,75 Volksfeinde
Ongelovige Thomas Quadrupel
Die satten zehn Prozent Alkohol sind deutlich spürbar, was aber gut mit einer angenehmen Malzsüße harmoniert. Ein kraftvolles Bier, aber irgendwie hat mir etwas Tiefe, Komplexität und auch Geschmack gefehlt. 3,25 Volksfeinde
Fazit
Die Gewinner einer spannenden Verkostung stehen somit fest! Den zweiten Platz teilen sich das Oost Indië Porter und das Mooie Nel IPA. Gewonnen hat das erste verkostete Bier, nämlich das sehr frische und süffige Hoppenbier, das die unterschiedlichen Geschmackskomponenten sehr ausgewogen, aber dennoch prägnant ins Glas brachte. Ein rundes Ding!
Was im übrigen für den ganzen Abend gilt. Tolle Biere, gutes Essen und interessante Gespräche unter Gleichgesinnten, so macht Biertrinken Spaß! Oder wie heißt es in dem immer wieder gern zitierten Internet Meme?
Thank you craft beer breweries for making my drinking problem seem like a neat hobby!