Es ist aktuell einer der Craftbier-Trends schlechthin: New England IPAs (NEIPAs) sind wortwörtlich in aller Munde. Nachdem einige Vorreiter in Deutschland diesen trüben, saftigen und mittlerweile etablierten Stil vorangetrieben haben (unter anderem Fürst Wiacek, Hildesheimer Braumanfaktur oder auch Frau Gruber), hat sich nun auch eine echte Größe der deutschen Craftbier-Szene rangetraut: Maisel & Friends schicken sich an, mit ihrem „Juicy IPA“ den New England-Style noch salonfähiger zu machen.
Ein Blick auf die Flasche verrät bereits die angepeilte Marschroute: Wild, bunt und fruchtig soll es werden. Unter anderem ist auf dem deutlich an das Design der englischen Veteranen Magic Rock Brewing angelehnten Etikett von einer „Trobeerical Bomb“ die Rede. 14,8% Stammwürze, 50 IBU, 7,2% Alkohol – so die numerischen Eckdaten des NEIPAs, das mit Gersten-, Hafer- und Weizenmalz sowie einer Vielzahl von Hopfen gebraut wurde: Chinook, Citra, Amarillo, Simcoe, Mosaic und Mandarina Bavaria sind im Kessel gelandet.
Ins Glas ergießt sich ein recht trübes, orangenfarbenes Bier mit zurückhaltender Schaumkrone. Bis auf die etwas zu dunkle Farbe und den letzten Rest Transparenz, wenn man das Bier gegen das Licht hält, hat man den Stil hier schonmal sehr gut getroffen. Auch der Geruch kann punkten: Zitronen- und saftige Orangentöne strömen in die Nase, (kandierte) Mango kommt hinzu. Leicht harzige Noten finden sich ein, die ganz dezent die Brücke zum mittlerweile oldschooligen Westcoast IPA schlagen.
Am Gaumen zeigt sich Maisel & Friends Juicy IPA angenehm weich (unter anderem durch den Zusatz von Hafer), rund, durchaus saftig und mit Anklängen von tropischen sowie abermals Zitrusfrüchten. Ganz so „juicy“ wie die großen internationalen Vorbilder ist es nicht geraten, schafft es aber durch eine angenehme und prägnante, mitteltrockene Bittere den Trinker daran zu erinnern, dass man es hier immer noch mit Bier zu tun hat. Die doch recht stolzen 7,2% Alkohol sind sehr gut versteckt, was eine hohe Süffigkeit zur Folge hat. Ruckzuck ist die Pulle leer.
Das extremste, saftigste und krasseste NEIPA hat man hier nicht gebraut – und das ist auch gut so. Denn das ist weder der Anspruch, noch die „Aufgabe“, die Maisel & Friends in der hiesigen Craftbierszene haben, sondern: Runde, süffige, tadellose Biere brauen, die sich von der internationalen Konkurrenz inspirieren lassen und die man gerne im 4er- oder 6er-Träger kauft (und durch den meist äußerst fairen Preis auch kann). Genau das ist den Bayreuthern schon mehrfach und mit dem Juicy IPA erneut gelungen. Es ist zu hoffen, dass dieses Bier es spätestens im nächsten Sommer aus dem eigenen „Limited“-Segment der Versuchssude in die weiter verbreitete Maisel-Kategorie der „Sessionbiere“ schafft. Neben Klassikern wie „Pale Ale“ oder „Citrilla“ wäre sicher noch Platz.
Danke an Maisel & Friends für das Zuschicken des Juicy IPA.